Wie reagiert der Immobilienmarkt auf hohe Inflation und steigende Zinsen?
Im letzten Jahrzehnt kannten der Immobilienmarkt und die Immobilienpreise in Deutschland – und ganz besonders in der Region Stuttgart – nur eine Richtung, nach oben. Doch in Zeiten steigender Zinsen für eine Immobilienfinanzierung und einer hohen Inflation fragen sich viele, wie wirkt sich diese Entwicklung auf den Immobilienmarkt aus?
Im Ausblick für das Jahr 2022 beschrieben wir, welche vier Entwicklungen wir in diesem Jahr besonders im Blick behalten. Zu den Parametern gehörte u. a. die Preisentwicklung bei Immobilien.
Wie steht es um die Immobilienpreise?
Im ersten Quartal 2022 sind die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 12 % gestiegen. Damit liegt der gemessene Wert zum vierten Mal in Folge über 10 %. Eigentumswohnungen und Häuser sind damit noch einmal deutlich im Preis gestiegen.
Im Vergleich zum vierten Quartal 2021 haben sich im ersten Quartal 2022 die Preise für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt um 0,8 % erhöht. Im dritten Quartal 2021 waren die Preise für Wohnimmobilien allerdings noch um 4,1 % und im vierten Quartal 2021 um 3,1 % gegenüber dem jeweiligen Vorquartal gestiegen.
Daher spricht man von einer leichten Abschwächung der Dynamik. (Quelle: Destatis)
Immobilienpreise in Stuttgart
Laut der von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses veröffentlichten Informationen zum Stuttgarter Grundstücksmarkt kostete in Stuttgart im ersten Quartal 2022 die teuerste (Neubau-)Wohnung, 14.755 € pro Quadratmeter Wohnfläche. Die günstigste Wohnung hatte dagegen einen Quadratmeterpreis von 2.000 €.
Im Durchschnitt lag der Quadratmeterpreis für eine Neubauwohnung in Stuttgart bei 8.323 €. Gebrauchte Eigentumswohnungen hatten im ersten Quartal 2022 im Durchschnitt einen Quadratmeterpreis von 4.999 €. Bei Häusern lag der Quadratmeterpreis in Stuttgart im ersten Quartal bei 6.399 € (Quelle: Immobilienscout).
Immobilienpreise in Ostfildern
In Ostfildern, wo Eisenbraun Immobilien seinen Sitz hat, liegen die Preise für Häuser in diesem Jahr im Schnitt bei bislang 5.816 €/m², ein Plus von 11 % zum Vorjahr. Der Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen liegt bei 4.781 €, ein Plus von 9 % zum Vorjahr (Quelle: Immowelt).
Wie die Immobilienpreise in Ostfildern im Vorjahr aussahen, lesen Sie in unserem Magazin-Beitrag Immobilienpreise in Ostfildern.
Die Preise für Immobilien sind im ersten Quartal 2022 weiter gestiegen. Zu bedenken ist, dass diese Zahlen zu einem Großteil die Situation vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine widerspiegeln. Die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, können hieraus noch nicht abgelesen werden.
Experten gehen davon aus, dass die Preise für Immobilien eine Seitwärtsbewegung machen werden und in Städten wie z. B. München auch etwas sinken könnten. Sehr energieeffiziente Gebäude werden ihrer Meinung nach im Preis aber steigen.
Die Preise für Wohnimmobilien werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Zu diesen gehören z. B.:
- die Entwicklung der Zinsen für eine Immobilienfinanzierung,
- die Entwicklung der Inflation sowie
- von Angebot und Nachfrage.
Steigende Zinsen für die Bau- und Immobilienfinanzierung
Seit Jahresbeginn sind in Deutschland die Zinsen für Immobilienkredite mit einer Sollzinsbindung von 10 Jahren von 1 % bis auf aktuell über 3 % gestiegen. Dies hat spürbare Auswirkungen auf die Höhe der monatlichen Darlehensrate für Immobilienkäufer.
Aufgrund des prognostizierten weiteren Zinsanstiegs, erwartet z. B. der Gutachterausschuss der Stadt Stuttgart künftig eine abschwächende Wirkung auf die weitere Preisentwicklung.
Hohe Inflationsrate
Ein ähnliches Bild wie bei den Zinsen zeigt sich bei der Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland. Betrug die Teuerungsrate im Januar 2022 noch 4,9 %, so liegt sie im Mai 2022 bei 7,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat und im Juni 2022 bei 7,6 %. (Quelle: Statista)
Höhere Verbraucherpreise und insbesondere steigende Energiepreise dämpfen die allgemeine Kauflaune.
Wie entwickelt sich das Immobilienangebot im Neubau?
Im Neubau kommt es aufgrund der Corona Pandemie, des Krieges und der gestiegenen Energiepreise zu steigenden Baukosten und Lieferengpässen. Dazu kommt der Wegfall der Förderung für das KfW-Effizienzhaus 55 und die Änderung der Förderung für das KfW-Effizienzhaus 40. Handwerksbetriebe und Bauunternehmen sind weiterhin sehr gut ausgelastet.
Wie sich die Situation im Neubau aufgrund der derzeitigen Lage entwickeln wird, zeigt sich voraussichtlich erst in 2023 und 2024.
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Wohnimmobilien?
Trotz steigender Zinsen und einer hohen Inflation bleibt die Geldanlage in Immobilien attraktiv, da bei hoher Inflation Schulden entwertet werden, der Wert von Sparvermögen aber abnimmt.
Die Nachfrage nach Immobilien ist weiterhin groß. Viele Käufer interessieren sich aber eher für kleinere und daher günstigere Immobilien und manch ein Kaufinteressent stellt den Wunsch nach einer eigenen Immobilie erst einmal zurück.
Wie steht es um den Immobilienmarkt?
Bislang steigen die Immobilienpreise trotz höherer Zinsen für eine Immobilienfinanzierung weiter an. Auch ist die Nachfrage bei einem knappen Angebot weiterhin groß. Derzeit sind erste Anzeichen für eine schwächere Dynamik zu erkennen. Ob dies langfristig so eintrifft, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen.
Der Immobilienmarkt reagiert immer erst mit Verzögerung auf große Änderungen. Dies hängt damit zusammen, dass Investitionen in Immobilien sowie in Bauprojekte langfristiger Natur sind. Mit ausschlaggebend wird die Entwicklung der Inflation und der Zinsen für eine Immobilienfinanzierung sein.